Kein Problem für Marco Zaremba von Radio Wadersloh. Zusammen mit Freunden hat er seinen eigenen Sender gegründet. Einen Internetkanal. Mit 24-Stunden-Programm. [Edit: Der Sender hat 2015 seinen Betrieb eingestellt.]
Marco und seine Freunde senden auch mehrmals die Woche live. Zwischen 60 und 400 Leute hören dann zu. Sie berichten über Festivals vor ihrer Haustür und machen Interviews über Probleme in Wadersloh. Vieles davon noch freihändig und improvisiert. Schließlich gehen Marco und seine Radio-Kollegen noch zur Schule. Technisch aber ist Radio Wadersloh absolut ausgefuchst.
Hier deshalb die wichtigsten Tipps von Marco Zaremba, wie auch Ihr mit einem eigenen Internetkanal auf Sendung gehen könnt:
Für einen Internetkanal braucht Ihr…
- ein Mischpult
- zwei PCs
- ein iPad
- MP3-Player oder andere(s) Aufnahmegerät(e)
- Mikrofone
- Automations-, Stream-, Schnitt-Software
- einen Server
- ein paar Extras
- Geld
- Ausdauer und Ideen
Das Mischpult
Beim Kauf eines Mischpultes kommt es darauf an, was Ihr mit ihm machen wollt:
Wie viele Mikrofonkanäle braucht Ihr?
Wie viele Rechner habt Ihr, über die Musik laufen soll?
Braucht Ihr ein Studiotelefon?
Wir von Radio Wadersloh haben das KOOL SOUND Club 05 USB ausgewählt, weil es sich unseren Ansprüchen perfekt anpasst. Daran angeschlossen haben wir 2 PCs.
Der Hauptrechner
Der spielt hauptsächlich die Musik. Das geschieht über eine Radio-Automationssoftware. Außerdem sendet der Hauptrechner das Audio-Ausgangssignal aus dem Mischpult an unseren Server.
Die Schnitt- und Arbeitsstation
Dieser zweite Rechner funktioniert als Arbeitsstation für Co-Moderatoren. An ihm werden beispielsweise Interviews geschnitten oder Jingles erstellt. Man kann diese von dort aus dann direkt ins Radioprogramm einspielen. Zudem lässt sich auch Software für das Abspielen von Jingles installieren. Man kann die Arbeitsstation also auch als Cartwall nutzen.
Das iPad
Das iPad ist nicht unbedingt notwendig für eine Radiostation, jedoch sehr nützlich. Mit der richtigen Software dafür lässt es sich entweder zum DJ Pult, zur Cartwall oder zur Telefonanlage umfunktionieren.
MP3-Player oder sonstige Audiogeräte
Damit lassen sich Interviews und O-Ton-Aufnahmen direkt einspielen. Dafür braucht Ihr einen freien Anschluss am Mischpult.
Mikrofone
Wir nutzen günstige, aber sehr hochwertige Mikrofone von Alpha Audio. (Mikrofon Alpha ONE). Davon haben wir vier Exemplare. Drei davon sind auf Tischstativen angebracht. Das Hauptmoderator-Mikrofon hängt an einem Schwenkarm, weil der Moderator sich somit freier bewegen kann.
Alle Mikrofone sind dynamische Mikrofone. Das bedeutet, sie haben sozusagen einen Verstärker eingebaut.
Dann braucht Ihr einiges an Radio-Computerprogrammen:
Die Radio-Automationssoftware
Wir benutzen die kostenlose, aber sehr hochwertige Radio Automationssoftware „RadioDJ„. Diese steht einer teuren Automation um nichts nach und hat auch ein sehr ansprechendes Outfit. Sie lässt sich sogar so konfigurieren, dass sie immer den aktuell gespielten Titel in einer Textdatei speichert, die wiederum von der Streamsoftware benutzt werden kann, um den aktuellen Titel beim Hörer anzuzeigen.
Die Stream-Software
Als Stream-Software benutzen wir den Dienst „BUTT„, welcher es uns ermöglicht, die Ausgangssignale des Mischpultes direkt an unseren Server zu senden. Weiter Funktionen: Es lassen sich die Song-Namen entweder manuell oder per Textdatei bei den Hörern anzeigen.
Die Schnitt-Software
Als Schnittsoftware benutzen wir die Freeware „Audacity„. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten, unterschiedliche Audiospuren zu bearbeiten.
Der Server
Uns wurde freundlicherweise ein Server zur Verfügung gestellt. Dieser steht nicht bei uns, sondern dem Serveranbieter. Deswegen benutzen wir auch die Stream-Software.
Er läuft 24 Stunden / 7 Tage die Woche. Ermöglicht wird das durch eine Auto-DJ-Funktion.
Dabei werden die Songs, die gespielt werden sollen, einfach auf den Server hoch geladen und in zufälliger Reihenfolge wiedergegeben. Sobald die Stream-Software anfängt zu senden, deaktiviert sich die Auto-DJ-Funktion und der Live Stream wird gestartet. Betrieben wird der Server mit der Software „Shoutcast„.
Extras
In unserem Studio stehen ansonsten noch 3 Monitore, eine Digitaluhr für genaue Uhrzeiten, ein komplexes Lautsprecher-System Marke Eigenbau und ein Fernseher.
Geld
Wir haben uns sehr lange den Kopf darüber zerbrochen, wie wir unser Hobby finanzieren sollen. Zahlt jeder einen monatlichen Beitrag? Suchen wir uns Sponsoren? Dann haben wir uns für beide Varianten entschieden:
Jeder von uns zahlt, wenn Neuanschaffungen anstehen, einen gewissen Beitrag dazu. Der Rest wir von unserem eigens eröffneten Konto genommen. Wie dieses Konto gefüllt wurde? Ganz einfach: Wir sind zu Unternehmen bei uns in der Region gegangen und haben eine Sponsoring-Anfrage gestellt. Schon die allererste Anfrage wurde eingewilligt.
Insgesamt haben wir bislang rund 1.700 Euro für unseren Radiosender ausgegeben.
Was Ihr sonst noch braucht:
… eine anständige und seriöse Internetseite und jede Menge Durchhaltevermögen und Engagement.
Wir von Radio Wadersloh wünschen euch, falls Ihr jetzt auch einen Radiosender aufmachen wollt, sehr viel Spaß und Glück, und hoffen, dass Ihr auch uns mal erwähnt, sollte Eure Station ein Erfolg werden.
Wenn Ihr sonst noch Fragen habt, dann lasst was hören!
Wir helfen Euch gerne.
Marco Zaremba von Radio Wadersloh http://radiowadersloh.jimdo.com
Service[at]radiowadersloh.de.vu
Ein toller Beitrag, der mich mit 21 staunen lässt, wie weit ihr schon seid. ;) Weiter so, euer preisgünstiger und gut durchdachter Aufbau hat mich sehr überzeugt.
Wow, tolle Sache :) Ein Freund und Ich haben nämlich auch jetzt in Planung einen Lokalen Webradiosender zu eröffnen… Aber noch kurz ne Frage : Wie macht ihr das mit den Gema und GVL Kosten? XD
LG: Manuel
Witzig. Dazu wollte Marco schon lange einen Artikel schreiben. Ist nämlich wirklich nicht so einfach. Ich leite Deine Frage mal weiter. Hoffe, Marco kann Dir helfen. Grüße Sandra
Hallo Manuel, es freut mich, dass auch andere sich trauen, einen Lokalwebradiosender aufzumachen. Zur Gema Und Gvl Lizenzierung werde ich in kürze einen Beitrag veröffentlichen. Wenn dann noch Fragen offen sind kannst du mich auch gerne mal persönlich kontaktieren. Grüße Marco
Lieber Marco, liebe Sandra und liebes Radio Wadersloh Team
Lieben Dank für deine detaillierten Tipps, das offenssichtlich sehr aufschlusssreiche und dennoch kompakte Buch und die Starthilfe. Das hilft mir ungemein, meine Idee eines eigenem Radiosenders bei uns als Entscheidungsvorlage einzureichen und Schritt für Schritt umzusetzen.
Und es ist schön zu wissen, dass ich mich bei weiteren Fragen an dich/euch wenden kann.
DANKE, DANKE, DANKE!
Liebe Grüße
Mirabai – alias Andrea
Hallo,
erst mal: Das ist ein echt cooler Beitrag. Ich will auch mit Freunden ein Webradio machen. Finanziell haben wir eine Lösung gefunden. Es wäre aber cool wenn ihr uns noch ein paar Fragen beantwortet:
-Wie verbindet ihr eure Jingle-Software mit Radio DJ oder ist die integriert?
-Können die PC aus sein und es wird trotzdem noch Musik gesendet?
-Wie kommt man generell an so Sponsoren wie Sparkasse oder z.B. Siemens etc. heran?? Per E-Mail oder indem man bei diesen vorbei schaut?
LG